Kurze Vereinschronik der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft Nabburg

Entstehen der Schützengilden, Land- und Stadtfahnen

Als um das Jahr 1350 aus dem Bedürfnis der Verteidigung die ersten Schützengilden entstanden, gehörte die Stadt Nabburg noch zur Kurpfalz. Die pfälzischen Fürsten übten die Kriegsgewalt in diesem Gebiet aus. Der landansässige Adel und die Bürger waren ihnen zum Kriegsdienst verpflichtet. So war bestimmt, dass im Kriegsfall ein Viertel der Stadt Nabburg einen ganzen Monat ausbleiben und hierauf von einem anderen Viertel abgelöst werden sollte. Dieser Dienst war für die Bürger eine schwere Last.

Meist ging es bei solchen Kriegszügen um Streitigkeiten einzelner Burgherren oder um eine Fehde zwischen zwei Städten. Oft waren Brand, Raub und Plünderung selbstverständliche Begleiterscheinungen. Man kann verstehen, dass die Bürger das Bedürfnis hatten, sich zur besseren Verteidigung im Schießen zu üben. So entstanden die Schützengilden, deren Patron meist der hl. Sebastian war.

In späterer Zeit, im 15.-17. Jahrhundert, bedienten sich die Kriegsführenden der Söldnerheere. Die aus allen Teilen Europas stammenden Soldaten wurden bei Ausbruch des Krieges angeworben und nach Kriegsende wieder entlassen. Neben diesen Söldnerheeren gab es noch das Bürgermilitär, das nur zur Verteidigung der Landesgrenze und der Heimat aufgeboten wurde. Es war in "Land- und Stadtfahnen" eingeteilt.


Bau einer Schießstätte in Nabburg

Als die Hussitenzeit hereinbrach, zeigte sich, dass Nabburg zur Abwehr dieses Ansturmes nicht gerüstet war. Es fehlte an der gebotenen Führung der Bürger zur Verteidigung, es fehlte an geschulten Schützen. So war es möglich, dass die Hussiten 1420 die Stadt erobern konnten und sie beim Abzug in Brand steckten, so dass die ganze Stadt dem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Durch diese Katastrophe wurden die Bürger aufgerüttelt. Sie bauten ihre Stadt nicht nur zur Festung aus, sondern sie organisierten auch die Verteidigung. Vor allem wurden regelmäßige Schießübungen durchgeführt. Dazu brauchte man einen festen Schießplatz, der immer verwendet werden konnte. So ist um diese Zeit der Nabburger Schießplatz entstanden. Man wird anfangs nur einen Scheibenstand errichtet haben, währen die Schützen im Freien standen. Später hat man dann den Standplatz der Schützen überdacht. Im Laufe der Jahre wurde eine Schiesshalle gebaut, um vor Wind und Wetter geschützt zu sein. Wir wissen zwar nicht mehr, wie die uralte Schießstätte aussah,  sicher ist jedoch, dass seit Jahrhunderten hier Schießübungen stattgefunden haben. Zur Ausbildung der Schützen wurde, als man noch mit Pfeil und Bogen schoss, das Scheibenschießen fleißig geübt. Jedes „Fähnlein“ übte im Jahr sechsmal, wobei jeder Schütze drei Schuss machen musste. Die besten Schützen bekamen Preise, „Vortel“ (Vorteil) genannt. Dieses Vortelschießen wird bei vielen Schützenvereinen heute noch wöchentlich durchgeführt. Als man 1313 die Feuerwaffen erfunden hatte, wurde neben der Armbrust auch mit der Muskete oder Flinte geschossen.
 

Aus den Nabburger Ratsakten

Die Nabburger Ratsakten geben Zeugnis von dem großen Interesse, dass die Stadtväter jederzeit für das Schützenwesen bekundeten. So bestellte man 1496 einen gewissen Heinz Maler zu einem „Püxenmeister“ und gab ihm bereits „auf Lorenzi künftig 4 Gulden, damit er Fleiß mit dem Geschoss habe“ und „den Pulver“ mache.

1527 erlaubte der Rat der Stadt den Schützen, dass sie zwischen Johanni und Michaeli jeden Sonntag einen Hasen schießen dürften.

1528 vermerkt die Stadtchronik, dass die Schützen von „Udalrici (Ulrich) bis Michaeli“ jeden Sonntag ein Schießen abhielten, zu dem der Nabburger Rat jedesmal einen Gulden spendete; ebenso hätten die Schützen Ende September 1596 einen „Hembi“ (Hammel) zum besten gegeben.

Die Nabburger Schützen besuchten auch Veranstaltungen in Nachbarstädten, so z.B. als am Bartholomäustag 1527 der Kurfürst Ludwig zum Armbrust- und Büchsenschiessen nach Amberg kam. Auch sonst galt es bei den Schießen die Ehre der Nabburger Schützen zu wahren. Der Rat der Stadt unterstütze die Schützen oft mit fühlbaren „Zubußen“. So zeigte sich nach diesen Angaben, dass die Nabburger Schützengesellschaft sehr aktiv war.
 

Niedergang des Schützenwesens

Der 30jährige Krieg hemmte mit seinen verheerenden Auswirkungen alles Leben in der Stadt. Dazu kam noch, dass Herzog Maximilian, als er 1621 die Oberpfalz besetzte, aller oberpfälzischen „Landfahnen“ aufhob. Damit wurde da Schützenwesen unterdrückt.

Das Nachfolgende Zeitalter des Barock und Rokoko hatte für die Wehrübungen keinen Sinn.

So kam es 1789, im Jahr des Beginns der französischen Revolution, nach einem Bericht im Stadtarchiv Amberg (Amt Nabburg Fasc. 2188) sogar zur Versteigerung der Nabburger Schießstätte. Wie der Bericht erzählt, sei die zur Stadtkammer gehörige Schießstätte verfallen, die frühere Schützenkompanie aufgelöst. Die Schießanlage würde seit Jahren nicht mehr besucht; sie sei „öde und von den benachbarten Bewohnern der Vorstadt beraubt“. Die Neigung zur Werbung einer neuen Schützenkompagnie sei erstickt“.

So ging die Schießstätte in die Hände des Gasthofbesitzers „zum Hechten“ über, der dort eine Art Sommerkeller einrichtete. Die Lage der Schießstätte war dafür bestens geeignet, zumal dort seit 1750 mehrere Felsenkeller gebaut worden waren, um das Bier lagern zu können. Zu beiden Seiten der Keller hatte man Eichen gepflanzt, die dem eingelagerten Bier den nötigen Schatten spenden sollten. Diese herrlichen „deutschen Eichen“ erreichten ein Alter von über 200 Jahren. Der neue Wirt des Sommerkellers baute dazu eine Kegelbahn. So wanderten die Nabburger Bürger jeden Sonntag zur ehemaligen Schießstätte, wo eine Musikkapelle der Stadt die Gäste unterhielt.
 

Neuer Aufschwung – Die königl. priv. Feuerschützengesellschaft

Nach der Zeit der französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege, die auch unsere Stadt Nabburg zu spüren bekam, wollte man von Waffen nichts wissen. Es folgte die Biedermeierzeit, in der die Bürger in harmloser Spießbürgerlichkeit nur für sich leben wollten. Doch schließlich wurde in Deutschland der Wunsch nach Pflege des nationalen Gedankens wieder laut, der sein Vorbild in der schweizer Eidgenossenschaft sah. So kam es beim großen Schützen- und Turnfest in Gotha 1862 zur Gründung des Deutschen Schützenbundes. Nun entstanden überall in den deutschen Gauen von neuem die Schützengesellschaften.

Auch in Nabburg wurde am 18.Mai 1866 der Schützenverein unter dem Namen „Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft“ aus seinem Schlaf zu neuem Leben erweckt. Die Schießstätte kam, ihrem Zweck entsprechend, abermals zu Ehren und verlor mehr und mehr den Charakter eines Sommerkellers. Die Nabburger pflegten wieder eifrig das Schießen, die Mitgliederzahl vermehrte sich, auch eine Anzahl Jungschützen stieß zur Gesellschaft.
 

Ein zweiter Schützenverein in Nabburg

In der Schießstätte konnte nur im Sommer mit dem Feuerstutzen geschossen werden, während im Winter der Schießbetrieb ruhte. Im Jahre 1846 erfand ein Büchsenmacher aus Magdeburg ein Gewehr, mit dem man auch im Zimmer schießen konnte, den Zimmerstutzen. Damit war die Möglichkeit gegeben, auch im Winter Schiessabende durchzuführen. Wie in vielen Orten Deutschlands wurde auch in Nabburg 1884 ein Schützenverein gegründet, der den Namen „Zimmerstutzen-Schützengesellschaft Tell Nabburg“ trug.
 

Vereinsleben nach dem 1. Weltkrieg

Als nach dem 1. Weltkrieg die Monarchen zur Niederlegung ihrer Herrscherwürde gezwungen wurde, musste auch die Feuerschützengesellschaft in Nabburg ihr „Königlich“ streichen. Ab 1921 trug sie den Namen "Priv. Feuerschützengesellschaft Nabburg". Im gleichen Jahr kauften auch die Feuerschützen ihre Schießstätte um 2000 Mark wieder zurück.

Die Feuerschützen trafen sich Sonntags in der Schießstätte und übten auf dem 130 Meter langen Kugelstand auf 3kreisigen Scheiben, während neugierige Zuschauer und Sonntagsspaziergänger sich bewirten ließen und die herrliche Aussicht auf das Naabtal genossen.

Nach 1930 wurde der Feuerstutzen durch das Kleinkalibergewehr abgelöst. Die Schussweite betrug nun 50 Meter. Im Schützenlokal „Zum Hechten“ fanden jeden Donnerstag die Vortelschießen mit dem Zimmerstutzen statt. Höhepunkt war das jährliche Kirchweihschiessen in der Schießstätte, bei dem Zinnpokale und andere Geschenke der Nabburger Geschäftsleute als Preise winkten.

Als 1939 der 2. Weltkrieg begann, nahm auch der Schiessbetrieb ein Ende. Die meisten Schützenbrüder tauschten das Kleinkaliber und den Zimmerstutzen mit dem Karabiner und taten als Soldaten ihre Pflicht für das Vaterland.
 

Neuer Anfang nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem verlorenen Krieg wurden 1945 durch die Siegermächte die Schützengesellschaften in Deutschland als militärische Organisationen aufgelöst, deren Vermögen gesperrt und jede Neugründung verboten. Nachdem die Fesseln der Besatzungsmächte sich gelockert hatten, erkannte die westliche Besatzungsmacht den wenigen Altschützen das Eigentumsrecht wieder zu. So konnte sich die Schützengesellschaft in Nabburg neu konstituieren.

Die ehemals „Priv. Feuerschützengesellschaft Nabburg“ und die „Zimmerstutzen-Schützengesellschaft Tell“ schlossen sich bereits im Jahre 1927 zusammen und wurden 1950 als „Schützengesellschaft Tell Nabburg“ in das Vereinsregister eingetragen. Da laut Kontrollratsgesetz der Besitz von Feuerwaffen für Deutsche verboten war, schoss man mit dem Luftgewehr, das sich im Laufe der Jahre zu einem Präzisionsgewehr entwickelte. Später wurde auch das Schießen mit dem Kleinkaliber wieder erlaubt. Langsam blühte das Schützenwesen in Nabburg wieder auf. Die Schießstände für Kleinkaliber und Luftgewehr wurden umgebaut oder neu errichtet.
 

Wiederaufleben der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft

Schützenmeister Max Landgraf gelang es, die „Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft“ wieder aufleben zu lassen. Sie wurde 1965 unter diesem Namen in das Verzeichnis der privilegierten Schützengesellschaften in Bayern aufgenommen. Aus Anlass dieses Ereignisses veranstaltete die Schützengesellschaft im gleichen Jahr ihr 400-jähriges Jubiläumsschießen.

Die steigende Beliebtheit des Schießsports, besonders unter der Jugend und den Damen, sowie das ständige Ansteigen der Mitgliederzahlen bewogen den Verein mit Schützenmeister Konrad Kraus an der Spitze, im Jahr 1974 die  Schießanlage in Nabburg neu zu bauen. Die Kosten von 420 000 DM für das Schützenheim konnten zum Teil mit 7000 freiwilligen Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder sowie durch großzügige Spenden hereingebracht werden. Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Weihe einer neuen Vereinsfahne im April 1978.

Vereinsfahne FSG Nabburg Vorderseite Vereinsfahne FSG Nabburg Rückseite

Quellen: Ratsakten der Stadt Nabburg, Artikelreihe von Konrad Haller, Schiesskladden der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft Nabburg, erarbeitet von Rektor Siegfried Schreiner


Zur Startseite